Im Sommer von 1987 beteiligten sich etwa zwanzig traditionelle niederländische Segelschiffe an die Berliner 750-Jahr-Feier. Berlin war zu dieser Zeit Stadt der Mauer und Symbol des Kalten Krieges. Das freie West-Berlin lag wie eine Insel mitten im ostdeutschen Meer, isoliert, ummauert und ohne viel Zukunftsperspektive. Ost-Berlin war Hauptstadt der DDR. Niemand glaubte 1987 ernsthaft an einen baldigen Mauerfall.
Die Reise der niederländischen Schiffe zum Berlinjubiläum brachte zwei Welten zusammen, die kaum kompatibel waren. Die Fahrt war auf höchster politischer Ebene ermöglicht worden. Niemals zuvor waren Passagierschiffe durch die DDR hindurch nach West-Berlin gefahren, schon gar keine touristischen. Die Reise wurde eine denkwürdige Expedition, geprägt von hohen Erwartungen, Missverständnissen, Enttäuschungen und Konflikten auf allen Seiten: sobald die Flotte in Deutschland war, drängte sich die Spannung des Kalten Krieges unhaltbar auf. Aber das Unterfangen gelang, immerhin. Die Boote wurden von Tausenden Berlinern empfangen und zugejubelt. Bis heute erregt jedoch die umstrittene Berlinfahrt die Gemüter in der Welt der niederländischen Segler. Und auch den West-Berliner Kulturpolitikern schüttelten noch viele Jahre später voller Unverständnis den Kopf über die sturen Schiffer, die im entscheidenden Moment völlig überraschend Kurs auf Ost-Berlin genommen hatten… MEHR LESEN